Conferece
Der deutsch-polnische Arbeitskreis traf sich erstmals, organisiert von der deutschen Seite, zwischen dem 20. und 23. Oktober 2022 in Bonn. Hier ging es um die jüngere Geschichte der deutsch-polnischen Beziehungen. Es war daran gedacht, hier etwa den deutsch-polnischen Vertrag aus dem Jahre 1970 genauer zu analysieren. Exakt zum 50. Geburtstag dieses Vertrages ging dies leider aus Corona Gründen nicht. Dennoch war es uns angelegen, hier die Diskussion nach zwei Jahren nachzuholen. Insofern war waren auf jeder Seite sechs Teilnehmende, die verschiedene Aspekte des Vertrages beleuchteten.
Besonders interessant war dabei das Eingangsreferat auf deutscher Seite von Prof. Dr. Jochen A. Frowein, Heidelberg, der als Zeitzeuge von den Verhandlungen des Vertrages auf deutscher Seite berichten konnte. Dem erwiderte der polnische Zeitzeuge Botschafter und Prof. Rotfeld über die Verhandlungsmotive auf polnischer Seite. Sodann ging es um Fragen des Minderheitenschutzes, die von den Professoren Balcerack und Kulick sachverständig referiert wurden.
Das sensible Thema „Staatsgrenzen und Drittstaaten“ stand am zweiten Tag als erstes auf dem Programm. Es wurde von Professor Czaplinski und Professorin Starski-Lutoborsky behandelt. Die Professoren Barcz und Uerpmann-Wittzack referierten zu "Staatenidentität und/oder Staatennachfolge“. Sodann berichteten die Professorinnen Schmahl und Wyrozumska zu den „Interpretationserklärungen im Internationalen Vertragsrecht“, die ja vor allem für die deutsche Seite eine wichtige Rolle gespielt hatten.
Die äußerst brisante Frage der deutschen Entschädigungspflicht für nationalsozialistisches Unrecht gegenüber Polen fand die Professoren Hobe und Kranz als Referenten. Um die Frage der Kulturgüterrückgabe und Eigentumsfragen ging es bei den Referaten der Professoren Dederer und Kranz und schließlich beschlossen die Professoren Tomuschat und Wierczynska sowie Frau Dr. Czaplinska die Reihe der Referate mit Reflektionen zur „Bedeutung der Zeit im Völkerrecht“.
Alle Referate wurden im Polish Yearbook of International Law des Jahres 2021 veröffentlicht.
Table of Contents
Christian Tomuschat, The Relevance of Time in International Law, S. 9 - 30
Stefanie Schmahl, The 1970 Warsaw Treaty and the Challenges of Interpretative Declarations in International Treaty Law, S. 31 - 43
Robert Uerpmann-Wittzack, Continuity and Succession of States: The Fate of Pre-War Germany and Its Implications for the 1970 Treaty of Warsaw, S. 45 - 56
Stephan Hobe,The German-Polish Treaties of 1970 and 1990/1991 and the Question of Reparation, S. 57 - 62
Andreas Kulick, Minority Protection in German-Polish Relations – Historical Influence and Current Relevance, S. 63 - 79
Hans-Georg Dederer / Markus P. Beham, The German-Polish Cultural Property Debate – Can Pragmatic Solutions Overcome a Convoluted Controversy?, S. 81 - 92
Jan Barcz, The Polish-German Border in the Light of the 2+4 Treaty and the Polish-German Treaty on the Confirmation of the Border between Them, S. 93 - 104
Władysław Czapliński, State Boundaries and Third States – Issue of Opposability. Remarks on the Polish-West German Normalization Treaty of 1970, S. 105 -
Jerzy Kranz, War Reparations and Individual Claims in the Context of Polish-German Relations, S. 121 - 119
50 Jahre deutsch-polnischer Vertrag und 30 Jahre Zwei-plus-Vier Vertrag
Władysław Czapliński, Stephan Hobe (Convenors)
41 (2021) Polish Yearbook of International Law 7 - 141
